Vor einiger Zeit, ich war noch Studentin, hatte ich ein Date mit einem sehr netten, gutaussehenden Amerikaner, wir trafen uns in einer typischen Mittelgroßstadt-Date-Location: Eine Bar, in der man auch Pasta, Sandwiches oder Burger essen kann, beziehungsweise ein Mainstream-Restaurant, in dem es auch eine Cocktailkarte gab. Wir waren gegen acht verabredet, ich hatte vorher schon etwas gegessen und bestellte mir wahrscheinlich etwas wie eine Weinschorle. Er aß Spareribs, noch bevor sein Essen kam sah er mich an und fragte: „Bist du wohl sehr nervös? Weil du gar nichts essen kannst wegen unseres Dates.“
Ich war damals sehr empört, dass er mir das unterstellte, weil ich nämlich wirklich gar nicht nervös war (und ihn jetzt sehr eingebildet fand) – aber natürlich wusste ich, wovon er sprach.
Date-Nervosität ist schlimm, schrecklich und irgendwie schön zugleich, Letzteres aber nur, wenn sie einigermaßen im Bauchkribbeln-Rahmen bleibt. Denn es gibt auch die Nervosität, die so ein Rendezvous zum Desaster werden lassen kann. Einst traf ich mich mit einem Jungen, der rhythmisch Luft ausstieß, statt normal auszuatmen. Es war wirklich seltsam, anfangs dachte ich, sein Essen wäre scharf, merkte aber bald, dass er vor Aufregung so keuchte. Um das zu überspielen, zeigte er mir irgendwann sein Feuerzeug, auf dem ein Sexclub mit eindeutigen Bildern warb – alles sehr bizarr, bedenkt man, dass der junge Mann cellospielender Medizinstudent war und fern jedes Sexclub-Milieus.
Date-Nervosität kann viel: Uns vom Essen abhalten, zum Zittern bringen, uns rotgesichtig, blass, stumm oder viel zu redselig machen. Natürlich gibt es Tipps dagegen, vor dem Treffen ein Entspannungsbad nehmen etwa, das Lieblingsoutfit anziehen, um sich sicherer zu fühlen – am Ende bringt das natürlich alles nichts. Man muss durch, durch die schlimmsten Minuten vor der Begrüßung, durch die seltsamen ersten Minuten, bis zum bitteren Ende, wenn das innerliche (manchmal auch äußerliche) Zittern endlich ein wenig nachlässt.
Peinlich ist nur, die Aufregung allzu sehr unterdrücken zu wollen, das rote Gesicht mit der Wärme zu erklären, vom Schnaufen mit Porno-Fotos abzulenken, vor lauter Konzentration, die zitternden Hände nicht zeigen zu wollen, das Gegenüber ganz zu vergessen. Denn darum geht es ja.
Daher darf man erwähnen, dass man aufgeregt ist, aber bitte eher nebenbei, nicht als dramatische Gesprächseröffnung. Ja, das entlastet. Auch ein bisschen Alkohol kann helfen, genauso übrigens (und das ist mein persönlicher Lieblingstipp), wie das Gespräch einfach mal auf eine andere Ebene zu bringen: Möglichst schnell weg von oberflächlichem Small-Talk, der wirklich anstrengend ist und keine mentalen Kapazitäten bindet, hin zu Gefühlsthemen rund um die Frage: Wie hältst du’s mit der Liebe?
Wirklich, das funktioniert. Sex-Feuerzeuge nicht nötig.
Uh Guido Maria Kretschmar… Den mag ich sehr
Ich auuuuuch.
ich halte das wie mit den zitternden händen beim referat an der uni: einfach hochhalten, sagen „verdammt, aber okay, jetzt haben es alle gesehen!“ und weitermachen.
„cellospielender Medizinstudent war und fern jedes Sexclub-Milieus“ hat mich übrigens grinsend gemacht. ich glaube nicht, dass man sich zwangsweise für eine seite des doktorspielchens entscheidet (oder entscheiden muss).
Nein, natürlich nicht vornherein. Aber ER war wirklich so sehr auf einer Seite. Eigentlich.
Wie bei den meisten Dingen: Übung macht den Meister! 😉
Pornofotos vor dem Date können helfen – baut Stress ab und hilt die Nervösität zu bekämpfen. Während dem Date rate ich aber meinen Geschlechtskumpanen davon ab, selbige hervorzuholen. Auch Themen wie das Wetter sollten nicht angeschnitten werden. Ein Verweis auf das hübsche Kleid sollte dezent sein und nicht allzu aufdringlich wirken. Das wichtige wird wohl zunächst sein gemeinsame Interessen zu finden und dann fällt es auch leicht miteinander über etwas zu reden.
Hahaha – sehr schön.
Und: du klingst wie ein Profi! Perfekt.
Vielleicht klinge ich nicht nur so 😉
Aber nein! Dass sind einfach die Erfahrungen, die man so macht.